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KI und die Ethik der Autonomie

Die Risiken und Chancen der Entscheidungsautonomie einer Künstlichen Intelligenz (KI)

Sie sind Arzt in einer Notaufnahme und müssen entscheiden, welcher Patient zuerst behandelt werden soll. Sie haben die Wahl zwischen einem älteren Mann mit Herzproblemen und einem kleinen Kind mit einer schweren allergischen Reaktion. Beide brauchen dringend medizinische Hilfe, aber die Ressourcen sind begrenzt. Wer erhält zuerst die lebensrettende Operation?
In solchen ethisch komplexen Situationen könnte ein KI-System, das mit medizinischen Daten und ethischen Richtlinien trainiert wurde, eine objektive Entscheidung treffen.

Doch wer trägt die Verantwortung für diese Entscheidung? Der Arzt, der die KI-Software eingesetzt hat, oder die KI selbst? Traditionell würde man sagen, dass der Arzt verantwortlich ist, da er die endgültige Entscheidung über den Einsatz der Software getroffen hat. Aber was ist, wenn die KI so weit entwickelt ist, dass sie selbstständig lernen und Entscheidungen treffen kann, die über ihre ursprüngliche Programmierung hinausgehen?

Auch Ärzte sind nur Menschen und unterliegen den gleichen Schwächen wie wir alle. Sie können müde, gestresst oder durch persönliche Probleme abgelenkt sein. In solchen Momenten kann die Entscheidungsfindung beeinträchtigt sein. Eine KI, die nicht müde, gestresst oder emotional ist, könnte in solchen Situationen objektivere und vielleicht sogar ethisch korrektere Entscheidungen treffen.

Mein Gedankenexperiment zeigt, dass die Grenzen zwischen menschlicher und maschineller Verantwortung verschwimmen, insbesondere wenn externe Faktoren wie Stress, Müdigkeit und subjektive Wahrnehmung ins Spiel kommen. Also stelle ich die Frage, ob es an der Zeit ist, die Verantwortung für bestimmte Entscheidungen an Maschinen abzugeben, die möglicherweise besser dafür gerüstet sind, objektive und unvoreingenommene Entscheidungen zu treffen.

Wenn wir also anerkennen, dass Maschinen in bestimmten Situationen bessere Entscheidungen treffen können als Menschen, befinden wir uns in einer ethischen Grauzone. Wie viel Verantwortung sollen wir Maschinen übertragen? Und was geschieht, wenn die Maschine einen Fehler macht? Ist dann der Mensch schuld, der die Maschine programmiert hat, oder die Maschine selbst, die die Entscheidung getroffen hat?

Die Übertragung von Verantwortung auf Maschinen ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits könnten KI-Systeme dazu beitragen, menschliche Fehler zu minimieren und objektivere Entscheidungen zu treffen. Andererseits könnten sie aber auch unvorhersehbare Fehler machen, die katastrophale Folgen haben können.

„Wenn wir der Maschine erlauben, Entscheidungen zu treffen, geben wir auch einen Teil unserer Autonomie auf. Sind wir bereit, diesen Preis zu zahlen?“

Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Und da sind wir, wie immer, wenn wir über KI sprechen, sehr schnell bei der Frage nach Ethik und Moral. Wer programmiert der Maschine die ethischen Richtlinien ein? Brauchen wir universelle Richtlinien oder könnte das problematisch werden?

 

Wir brauchen Spezialisten, die globale Entscheidungen treffen, oder nicht?

Die Vorstellung, dass eine Gruppe von Experten sich trifft und universelle ethische Richtlinien für künstliche Intelligenz (KI) festlegt, mag verlockend sein. Doch ein Blick auf die Vielfalt der weltweiten Kulturen zeigt, dass es keine Einheitslösung geben kann.

Einfachstes Beispiel, die Todesstrafe. In manchen Kulturen wird sie als gerechte Sanktion für bestimmte Vergehen angesehen, während sie in anderen als unmoralisch oder gar barbarisch gilt. Ähnlich verhält es sich mit der Euthanasie. In einigen westlichen Ländern wird aktive Sterbehilfe unter bestimmten Umständen als ethisch akzeptabel betrachtet, während sie in anderen Kulturen und Religionen als unmoralisch oder sogar als Mord angesehen wird. Wie soll also eine im Gesundheitswesen eingesetzte KI in solchen Fällen universell handeln?

Die Frage der Geschlechterrollen ist ebenfalls kulturell divergent. Einige Kulturen haben strenge Vorschriften für die Rollen von Männern und Frauen, während andere die gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechter fördern. Wie sollte eine KI, die in der Personalplanung eines Unternehmens eingesetzt wird, diese Unterschiede berücksichtigen?

Die Idee einer globalen Ethikkommission hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits könnte eine solche Kommission sicherstellen, dass bei der KI-Entwicklung die verschiedenen Meinungen und Kulturen berücksichtigt werden. Andererseits besteht die Gefahr, dass sie von den mächtigsten Ländern und Unternehmen dominiert wird, was zu einer Ethik führen könnte, die deren Interessen und Weltbilder widerspiegelt. Zudem könnten globale ethische Standards als Form von kulturellem Imperialismus wahrgenommen werden.

 

Die Brandt´sche Lösung:

Statt einer zentralen globalen Ethikkommission könnten regionale Ethikkommissionen in einem globalen Rahmen zusammenarbeiten, um gemeinsame Standards und Best Practices zu entwickeln. Dies würde lokale und kulturelle Perspektiven berücksichtigen und gleichzeitig ein Mindestmaß an globalen ethischen Standards sicherstellen.

Aber selbst wenn alle Länder sich auf Regeln für autonome KI-Entscheidungen einigen könnten, bleibt die Frage der ethischen Verantwortung. Die Übertragung von Entscheidungsbefugnissen auf eine Maschine könnte dazu führen, dass wir uns der Illusion hingeben, uns von ethischer Verantwortung „freizukaufen“. Dabei bleibt die Entscheidung letztlich eine menschliche und sollte als solche behandelt werden.

 

„Fühlst du was?“

Manche Experten sagen, dass es hilfreich wäre, wenn eine Maschine wüsste, was der Mensch fühlt. Und mein Gedankenexperiment geht noch weiter:

Ein vollständiges Verständnis menschlicher Emotionen könnte einer KI helfen, bessere ethische Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise könnte sie die emotionalen Auswirkungen ihrer Handlungen besser einschätzen und Entscheidungen treffen, die das Wohlergehen der Menschen maximieren. In der Medizin könnte eine emotionale KI eine einfühlsamere und effizientere Patientenversorgung ermöglichen. „Klingt doch super?! “

Andererseits könnte ein zu tiefes Verständnis menschlicher Emotionen auch problematisch sein. Eine KI könnte versucht sein, ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Emotionen und nicht von Logik oder Fakten zu treffen. Dies könnte zu unvorhersehbaren oder sogar gefährlichen Ergebnissen führen.
„Verdammt, scheint wirklich kompliziert zu sein.“

 

„Möge die Macht mit Dir sein“

Und dann ist da noch die unausweichliche Frage danach wer eigentlich das Zepter in der Hand hält? Wer kontrolliert die Maschinen, die unser Leben so stark beeinflussen könnten? Der Staat, private Unternehmen oder der Einzelne?

Die Zukunft hält eine immer komplexere Symbiose zwischen Mensch und Maschine bereit. KI-Systeme werden immer autonomer und ihre Entscheidungen immer komplexer. Bedeutet das aber, dass wir bereit sein müssen, die Zügel aus der Hand zu geben und den Maschinen die Kontrolle zu überlassen? Nicht unbedingt. Es ist wichtig, einen Mittelweg zu finden, der die Stärken von Mensch und Maschine nutzt.

Ich habe noch lange nicht alles durchdacht, aber die Frage der Verantwortung im Zeitalter der KI ist ein Thema, das wir nicht ignorieren können. Wie man an meinem Artikel erkennt („klingt gut, aber“), ist es eine Gratwanderung, die sorgfältige Überlegungen und eine offene Diskussion erfordert.

Wir stehen an einem Scheideweg, an dem wir entscheiden müssen, wie viel Verantwortung wir bereit sind, an die von uns geschaffenen Maschinen abzugeben. Eine Entscheidung, die nicht nur unsere Zukunft, sondern auch die künftiger Generationen prägen wird.

 

Quiz

Bist du in der Lage wie eine KI zu denken? Ich habe ChatGPT gebeten, 11 Szenarien zu bewerten. Bei der Einen oder anderen Antwort war ich überrascht. Wie viele Punkte hast du erreicht? [Zum Quiz] . Und schnell wird Dir nach dem Quiz klar sein, wie entscheidend es ist, wer mit welchen Ambitionen eine KI programmiert.

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